Die Zusammenarbeit von Feuerwehr, Rettungsdienst und Notärzten ist bei unterschiedlichsten Einsätzen ein zentraler Aspekt für einen optimalen Einsatzverlauf. Damit bei Brandeinsätzen oder schweren Verkehrsunfällen bestmöglich geholfen werden kann, ist es wichtig, Kenntnisse über die jeweilige Ausrüstung, Arbeitsweise, Einsatzmöglichkeiten und –grenzen zu haben.
Aus diesem Grund wurde die bereits 12. gemeinsame Weiterbildung von Notärzten und des Rettungsdienstes des DRK zusammen mit der Feuerwehr Ellwangen durchgeführt. Vorbereitet von Notarzt Dr. Muck und Markus Schlipf vom DRK, sowie dem Fachbereich Technische Hilfeleistung, standen am 28.11.2019 die beiden Themen „Vorsichtung beim Massenanfall von Verletzten (MANV)“, sowie „Brandbekämpfung – Feuerlöscher und Löschdecke“ auf dem Plan. Beide Themen waren bereits Teil vergangener Weiterbildungen, jedoch erfordern ständige Einsatzbereitschaft und neue Erkenntnisse eine regelmäßige Auseinandersetzung damit.
So wurde zu Beginn der Fortbildung in einem Theorieteil durch Markus Schlipf das im Ostalbkreis vereinheitlichte Konzept der Vorsichtung bei einem Massenanfall von Verletzten nach dem mSTaRT - Algorithmus (modifiziertes Simple Triage and Rapid Treatment) vorgestellt. Das Einsatzgeschehen bei einem MANV wird wesentlich durch die Anzahl und Versorgung der Patienten mit kritischen, jedoch potenziell überlebbaren Verletzungen bestimmt, die unter der Vielzahl der meist leichtverletzten Opfer identifiziert werden müssen. Das Konzept beschreibt dabei die erste „nichtärztliche Vorsichtung“ durch ersteintreffendes Rettungsdienstpersonal. Um auch bei zunächst eingeschränkten Ressourcen eine effektive Behandlung aller Betroffenen zu gewährleisten, erfolgt die Vorsichtung zunächst nach einem Algorithmus ohne medizinische Versorgungsmaßnahmen, der zu einer Einteilung in die Sichtungskategorien rot (Sofortbehandlung), gelb (dringliche Behandlung) oder grün (nichtdringliche Behandlung) führt. Allein das Freimachen der Atemwege und die Stillung spritzender Blutungen sollen bei Bedarf sofort durchgeführt werden.
Um die Praxistauglichkeit dieses Konzepts zu erproben, wurde mit mehreren Fahrzeugen eine Massenkarambolage simuliert. Die betroffenen Insassen wurden mit unterschiedlichsten Verletzungsmustern und teilweise einem Grad der Einklemmung versehen. Der ersteintreffende RTW begann mit der Vorsichtung und der Nummerierung der Fahrzeuge. Die kurz darauf eintreffende Feuerwehr nahm in Person des Fahrzeugführers des VRWs den Kontakt zum Rettungsdienst auf und begleitete von nun an die Sichtung. Für die Feuerwehr geht es dabei neben der Dokumentation der Fahrzeugnummern und der Anzahl der Insassen, um das Sammeln von technischen Informationen wie den Grad der Einklemmung und Abschätzung der Befreiungsdauer, auslaufende Betriebs- oder Gefahrenstoffe, sowie weitere vom Fahrzeug ausgehende Gefahren. Nachdem alle Insassen und Fahrzeuge gesichtet und die notwendigen Informationen gesammelt waren, galt es, zusammen mit dem zwischenzeitlich eingetroffenen Notarzt und der Einsatzleitung der Feuerwehr, eine Übersicht über die Lage zu bekommen und anhand der Erkenntnisse, wie Sichtungskategorie und Einklemmungsgrad, die Reihenfolge der Personenrettung abzustimmen. Ziel ist es, in der Chaosphase schnellst möglich die notwendigsten Informationen zu sammeln, Kontakt mit dem Rettungsdienst aufzubauen und eine Struktur in den Einsatzablauf zu bekommen, um vorhandene Ressourcen effektiv einzusetzen.
An Station zwei wurden in Theorie und Praxis die Grundlagen der Brandbekämpfung geschult. Da der RTW bei unterschiedlichsten Einsätzen oft auch ersteintreffendes Fahrzeug ist, ist es nicht ausgeschlossen, dass das Rettungsdienstpersonal auf eine Lage trifft, in der es gilt einen Entstehungsbrand mit dem mitgeführten Feuerlöscher zu bekämpfen. Unterschiedliche Brandklassen, Wahl des richtigen Löschmittels, Gefahren eines Fettbrandes (Fettexplosion), sowie das korrekte Vorgehen mit dem Feuerlöscher, um mit dem geringen Inhalt eine effektive Löschwirkung zu erzielen, wurden durch Wolfgang Mezödi vom Fachbereich Brandbekämpfung unterrichtet. Da bei Brandeinsätzen, Unfällen bei Umgang mit offenem Feuer oder Einsätzen mit suizidalem Hintergrund leider auch das dramatische Szenario einer in Brand befindlichen Person denkbar ist, wurde weiterhin das Ablöschen mit der Löschdecke, bei nicht vorhandenem Feuerlöscher, geübt.
Der Fortbildungsabend hat die Zusammenarbeit weiter gestärkt und erneut einige Erkenntnisse aufgebracht, die es bei einer Nachbesprechung zu verarbeiten gilt. Nur dadurch können die gewonnenen Erfahrungen optimal für die nächsten Einsätze genutzt werden. Dass diese Weiterbildungen einen großen Erfolg haben, zeigen die vergangenen gemeinsamen Einsätze. Nicht nur der Austausch fachlicher Kenntnisse, auch das persönliche Kennenlernen trägt einen großen Teil dazu bei, damit im Einsatzfall alles Hand in Hand läuft. Vielen Dank an Fachbereichsleiter Anton Heilmann, der bei dieser 12. Weiterbildung zum letzten Male als Organisator mitwirkte. Danke für dein seitheriges Engagement. Ebenfalls vielen Dank an alle Kameraden, die bei der Übung unterstützt und mitgewirkt haben. Auch die Zurverfügungstellung der Fahrzeuge kann bei solchen Übungen meist nicht ohne Unterstützung bewältigt werden. Vielen Dank dafür an das Autohaus Kurz GmbH und den Abschleppdienst Gaugler GmbH.